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Kloster Schussenried
Himmlisch Barock, herrlich kulturell
Luftbild mit Blick auf die Anlage von Kloster Schussenried mit der Toranlage im Vordergrund und der Klosterkirche im Hintergrund

Turbulente ZeitenDer Bauernkrieg

Schussenried zählte zu den reichen Klöstern Oberschwabens. Leibeigenschaft, Frondienste und mehr führten 1525 in der Klosterherrschaft zum Aufstand der Bauern.

Farbiges Gemälde, das die gesamte Klosteranlage aus der Vogelperspektive zeigt

Die alteste Darstellung des Klosters von 1624 mit Altem Kloster und Törle.

Wachsen und Werden eines Klosters

Die Brüder Konrad und Beringer von Schussenried übertrugen im Jahr 1183 einen Teil ihres Grundbesitzes dem Orden der Prämonstratenser. In das neu gegründete Kloster traten sie selbst ein. Schussenried entwickelte sich seitdem prächtig und erreichte im späten 15. Jahrhundert die Reichsfreiheit. Sein jeweiliger Abt hatte den Rang eines Reichsprälaten, der auch über Leben und Tod richtete. Abt Heinrich Österreicher fällte einige Urteile zu Ungunsten der Bauern. Die unzufriedenen Bauern beschwerten sich zu Beginn des Jahres 1525 über die Leibeigenschaft, über Kleinzehnten und Frondienste und forderten mehr Rechte.

Einfarbige Grafik stellt eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Bauern und Rittern in Rüstung dar

Darstellung von aufständischen Bauern von 1539.

Gegen die Obrigkeiten

Als sich im Frühjahr 1525 Bauern gegen Adel und Klerus zusammenschlossen, wurde auch Kloster Schussenried zum Ziel des Protestes. In der Klosterchronik ist für den 29. März 1525 der Sturm der rebellierenden Bauern auf das Kloster festgehalten. Die Aufständischen verwüsteten das Archiv, zerstörten Bücher und plünderten die Lebensmittelvorräte. Abt Johannes Wittmayer entkam dem Überfall nur knapp: Durch einen verborgenen Gang gelangte er in den Kirchturm, wo er sich versteckte konnte.

Kloster Schussenried, Eingang in das Kloster

Vom Alten Kloster haben sich Bauteile wie die Toranlage erhalten.

Der Zerstörung entgangen

Kloster Schussenried hatte allerdings Glück im Unglück. Während viele Klöster, Burgen und Schlösser während des Bauernkrieges vollständig niedergebrannt wurden, blieb Schussenried verschont. Die Chorherren kamen vergleichsweise glimpflich davon – vor allem das Inventar des Klosters war in Mitleidenschaft gezogen worden.

Stuckrelief an einer Fensterlaibung: Zu sehen sind Bienenstöcke, Honig, Blüten und Schriftstücke

Stuckierung als Teil der prachtvollen Ausstattung des Bibliothekssaals.

Blütezeit und Ende des Klosters

Erst der Dreißigjährige Krieg führte zur Zerstörung einzelner Klostergebäude. Während der Blütezeit des Klosters im 18. Jahrhundert gab es Pläne für einen vollständigen Neubau. Diese wurden zur Hälfte umgesetzt, unter anderem entstand das Neue Kloster mit dem prachtvollen spätbarocken Bibliotheksaal. Mit seinen Stuckmarmorsäulen und dem figurenreichen Deckengemälde ist er ein Ort des Wissens und zugleich der repräsentativste Raum der Klosteranlage. 1803 wurde die Klosterherrschaft aufgelöst und die Chorherren mussten das Kloster verlassen.

Besuchen Sie vom 26. April bis 5. Oktober 2025 die Ausstellung „UFFRUR! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ des Landesmuseums Württemberg in Kloster Schussenried