EIN NEUES CHORGESTÜHL
Das barocke Chorgestühl von St. Magnus, der Kirche von Kloster Schussenried, gilt als das Hauptwerk des Bildhauers und Schnitzers Georg Anton Machein. 1714 erhielt er den Auftrag dafür – für 1.500 Gulden Lohn. Mit den Arbeiten begannen er und seine Werkstatt ein Jahr später. Schon 1717 war das Chorgestühl mit seinen 46 Sitzen fertiggestellt – es bildete den Startschuss zu der umfassenden Barockisierung der gotischen Klosterkirche St. Magnus im 18. Jahrhundert. Statt ein ganz neues Kirchengebäude zu errichten, entschieden sich die Mönche für eine barocke Umgestaltung. Das große Chorgestühl ist bis heute nahezu unverändert erhalten; lediglich der Standort wurde 1932 verändert.
EIN MEISTERWERK BAROCKER SCHNITZKUNST
Für das Chorgestühl verwendete Georg Anton Machein zwei Holzarten – dunkles Walnussholz und hellbraune Linde – und schuf damit eine reizvolle Farbharmonie. Die Reliefs in den hohen Rückenlehnen sind aus dem helleren Lindenholz gefertigt. Sie zeigen Szenen aus dem Marienleben und dem Leben Christi. Dazwischen platzierte der Bildhauer Skulpturen von insgesamt vierundzwanzig männlichen und weiblichen Ordensgründern. Unter ihnen ist auch der Gründer des Prämonstratenserordens zu finden, der heilige Norbert von Xanten. Das Gestühl wird bekrönt von filigranen Pflanzenornamenten und weiteren Skulpturen: Heilige und Selige mit besonderer Bedeutung für die Prämonstratenser. Unterhalb dieser religiösen Darstellungen ließ Machein seiner Fantasie freien Lauf: Die Trennwände zwischen den einzelnen Sitzplätzen überziehen Fabelwesen, Tiere, Pflanzen und Musikanten.
UMFANGREICHES WERK IN OBERSCHWABEN UND IN DER SCHWEIZ
In der Klosterkirche Schussenried werden Machein weitere Arbeiten zugeschrieben: darunter Skulpturen für den Hochaltar aus den Jahren 1715–1716, Bildschnitzereien für die Nebenaltäre in den Jahren 1717 und 1718 sowie zwei Altäre im Jahr 1722. Zahlreiche Werke sind jedoch dokumentarisch belegt – wie die Skulpturen für den Choraltar in der Pfarrkirche Riedlingen im Jahr 1712, einen Tiberius-Altar für die Klosterkirche Obermarchtal und einen Altar für die Pfarrkirche Untereggatsweiler bei Saulgau, die Kanzel der Pfarrkirche Winterstettendorf, schließlich, als letzte urkundlich belegte Werke Macheins, Bildschnitzereien für mehrere Altäre, eine Kanzel und ein Tabernakel in der Klosterkirche St. Katharinental im schweizerischen Thurgau in den Jahren 1734–1738.
EIN MEISTER DES OBERSCHWÄBISCHEN BAROCK
Über das Leben von Georg Anton Machein ist dagegen wenig bekannt: Er wurde am 10. Juni 1685 in Großprüfening, einem heutigen Stadtteil von Regensburg, als Sohn eines Schusters, geboren. Der nächste Hinweis stammt erst aus dem Jahr 1709: Damals wohnte der Bildhauer wegen eines Auftrags in Marchtal, wo er in der Prämonstratenserabtei Obermarchtal tätig war. Den Auftrag für Schussenried erhielt er, weil die Prämonstratenser in Süddeutschland häufig geeignete Künstler und Handwerker untereinander vermittelten. 1716 erhielt er das Bürgerrecht der Reichsstadt Überlingen am Bodensee, wo er am 22. März 1739 verstarb.
SERVICE UND INFORMATION
ÖFFNUNGSZEITEN ab 16. März 2021:
Di bis Fr 10:00‒13:00 und 14:00‒17:00 Uhr
Sa, So 10:00‒17:00 Uhr
EINTRITT
Erwachsene 5,50 €
Ermäßigte 2,80 €
Familien 13,80 €
Gruppen ab 20 Personen pro Person 5,00 €
Im Eintritt sind der Besuch der Ausstellung „Faszination Lego!“ und der Zugang für den barocken Konventbau, den Bibliothekssaal und das Museum enthalten.
KLOSTER SCHUSSENRIED
Neues Kloster 1
88427 Bad Schussenried
Telefon +49 (0) 75 83. 92 69 140
info@kloster-schussenried.de