Krippenausstellung als Ort des religiösen Dialoges
Seit zehn Jahren werden in der Weihnachtszeit im Kloster Schussenried Krippen aus der ganzen Welt ausgestellt – und seit zehn Jahren gibt es als festen Programmpunkt der Ausstellung den religiösen Dialog „Islam meets Christentum", der am 27. Januar stattfand. Das interkulturelle Treffen mit einem gemeinsamen Rundgang und Krippenschauen ist ein Höhepunkt des Begleitprogramms im Rahmen der Ausstellung unter dem Titel „Andere Länder, andere Krippen".
RAUM FÜR GESPRÄCHE
Wie in den vergangenen Jahren beleuchtet das Begleitprogramm der Krippenschau die vielen verschiedenen Facetten der christlichen Volkskultur. Dabei wird auch der Dialog zwischen den Religionen gesucht, der Blick auf das Geschehen im Stall von Bethlehem aus der Sicht unterschiedlicher Kulturen. „Raum für interessante Gespräche bieten" – das ist das Anliegen der Sammlerin und Organisatorin der Krippenausstellung Hansi Schmehle-Knöpfler, die immer wieder auch selbst in der Ausstellung führt und ihre Lieblingsstücke mit viel Herzblut präsentiert.
BEGEGNUNG ZWEIER KULTUREN
Beim diesjährigen „Islam meets Christentum" trafen sich Pfarrer Georg A. Maile von der evangelischen Christusgemeinde und Vertreter der muslimisch- türkischen Gemeinde Bad Schussenried mit deren Imam, Cuma Yildirim. Zum ersten Mal konnte kein Vertreter der katholischen Gemeinde anwesend sein, da Stadtpfarrer Schmid im vergangenen Jahr verstorben ist. Die Krippenensembles sind kostbare kunsthandwerkliche Meisterwerke. Sie erzählen von Glaube und Politik, vom religiösen Verständnis und dem Selbstverständnis der Menschen in ihrer Zeit und Kultur. Vor diesem Hintergrund erhalten Lesungen aus Bibel und Koran und Lieder auf Arabisch, Hebräisch und Deutsch eine ganz besondere Bedeutung, die Joachim Moll, der Leiter der Klosterverwaltung Schussenried, unterstrich: „Ich freue mich außerordentlich, dass die Staatlichen Schlösser und Gärten jedes Jahr wieder Gastgeber dieses interkulturellen Dialogs sein dürfen, der einen bedeutenden Beitrag zur Völkerverständigung leistet."
KRIPPENSCHAU MIT LESUNGEN UND GESANG
Geführt von der Ausstellungskuratorin Hansi Schmehle-Knöpfler begann der Rundgang im Jesulein-Raum, wo ist die Verkündigung des Engels Gabriel zu sehen ist. Nach der Textlesung aus dem Lukasevangelium von Pfarrer Georg A. Maile las Imam Cuma Yildirim aus der Sure 3 des Korans die entsprechende Stelle, die Verse 47-57, auf Arabisch vor. Anschließend erläuterte Hansi Schmehle-Knöpfler die Herkunft der verschiedenen Krippen, spannte den Bogen von der Vergangenheit über das Mittelalter zur Gegenwart und erzählte, wie der Glaube und der Alltag eng zusammengehören. Mit Friedensliedern auf Arabisch, Hebräisch und Deutsch endete die Begegnung mit dem Wunsch und der Hoffnung auf Frieden. Ein gemeinsames Essen mit Köstlichkeiten aus der deutschen, türkischen und arabischen Küche beschloss das diesjährige Treffen „Islam meets Christentum".