Mittwoch, 31. März 2021

Kloster Schussenried, Bad Schussenried | Allgemeines 7. April 1661: Nikolaus Wierith wird Abt in Marchtal – und in Schussenried verewigt

Am 7. April 1661 – heute vor genau 360 Jahren – wurde Nikolaus Wierith zum Abt des oberschwäbischen Prämonstratenserklosters Marchtal gewählt. Im Kloster Schussenried genoss er hohe Anerkennung: Seine Glaubensbrüder ließen ihn im Deckengemälde ihres prächtigen Bibliothekssaals verewigen.

OBERSCHWÄBISCHE ERINNERUNGSKULTUR

Er gilt als der bedeutendste Vorsteher des Klosters in der Neuzeit: Nikolaus Wierith war 27 Jahre alt, als er am 7. April 1661, vor genau 360 Jahren, zum Abt von Kloster Marchtal gewählt wurde. Die Prämonstratensermönche in Kloster Schussenried erinnerten sich lange an ihren Glaubensbruder. Über 60 Jahre nach seinem Tod, im Jahr 1757, setzen sie ihm eine bis heute sichtbare Erinnerung: Franz Georg Hermann, berühmter Hofmaler der Fürstäbte von Kempten, malte ihn ins Deckenbild des reich verzierten Bibliothekssaals von Kloster Schussenried. Es zeigt Wierith am Hof von Versailles als Gast des Königs Ludwig XIV.

 

EIN MÖNCH IN OBERSCHWABEN

Nikolaus Wierith erblickte 1634 in Füssen im Allgäu das Licht der Welt. Sein Weg führte ihn mit 17 Jahren vom Jesuitengymnasium zur Reichsabtei Marchtal, einem Kloster der Prämonstratenser. Bereits während seines Studiums, das er 1653 aufnahm und sechs Jahre später als Doktor der Theologie und Magister der Philosophie abschloss, fielen ihm wichtige Aufgaben zu. Während seiner Studienzeit begleitete er beispielsweise die Äbte der Klöster Schussenried und Allerheiligen nach Prémontré, dem Gründungsort seines Ordens. Vier Jahre nach dieser Reise wählten ihn seine Glaubensbrüder am 7. April 1661 zum Abt des Klosters Marchtal.

 

AM HOF DES SONNENKÖNIGS

Als Generalvikar reiste Wierith 1686 ein weiteres Mal nach Prémontré. Dabei machte er einen Umweg über Versailles, „um bey dem Throne dieses Monarchens die Angelegenheiten des Ordens, und dessen Anempfehlung zuveranstalten.“ Am Hof Ludwig XIV. muss der oberschwäbische Abt großen Eindruck hinterlassen haben: „Seine gesetzte Wohlredenheit, seine standesmäßige Stellung zogen sich die höchste Gnade eines so durchdringenden, und witzigen Königes auf das Vollkommenste zu.“ Mit seinem diplomatischen Wesen wurde das Treffen ein voller Erfolg. Nicht nur wurde Wierith „in gnädigsten Zusagen des Anverlangten zum Besten des Ordens vergnügt“ ‒Ludwig XIV. ließ seinem Gast eine besondere Ehre zuteilwerden.

 

EINE BESONDERE EHRE

Weil französische Monarch die Gicht-Symptome des Abtes bemerkte, ließ er Wierith „durch seine Lustschlösser, und Gärten des dasigen Paradieses in einem Tragesessel durch zween seiner Schweizerwache umführen, die außerordentlichen Dinge seines glänzenden Hoflagers zeigen, und beschenkte diesen ihm sehr Beliebten schwäbischen Prälaten mit einem von nichts als kostbaren Diamanten besetzen Brustkreuze samt Ringe“. Ob Ludwig XIV. tatsächlich wie beschrieben von Abt Wierith angetan war oder ob es sich um eine ausschmückende Erzählung handelt, sei dahingestellt. Die Textstelle macht jedoch deutlich: Für die Mönche Marchtals war der Empfang beim französischen Monarchen von großer Bedeutung.

 

BEDEUTENDE PERSÖNLICHKEIT DES ORDENS

Der Empfang wurde von den Prämonstratensern vielerorts erwähnt und gewürdigt. In einem Geschichtswerk zum 600-jährigen Jubiläum der Abtei Marchtal im Jahr 1771 wird Wieriths Besuch beim Sonnenkönig ausführlich beschrieben. Als Nikolaus Wierith im April 1691 verstarb, war „die Trauer um Nikolaen […] so groß, als allgemein. Der Tag seines Begräbnisses war der Tag des Verzagens für Marchtall.“ Die Mönche Schussenrieds pflegten die Erinnerung an die Audienz des oberschwäbischen Abtes in Versailles mit einem Gemälde – seit 1757 ist die Empfangsszene bei König Ludwig XIV. im Deckenfresko des Bibliothekssaales verewigt.

 

DARSTELLUNG DER GÖTTLICHEN WEISHEIT

Das Deckenfresko im Schussenrieder Bibliothekssaal zeigt den „Sonnenkönig“ auf seinem Thron sitzend, mit Halskrause, Harnisch und blauem-Lilienmantel, wie er den Abt mit blauem Schulterkragen, einer Mozetta, empfängt. Die Begegnung selbst ist historisch belegt ‒ doch das Kostüm, das der modebewusste König im Schussenrieder Fresko trägt, hat wenig mit der französischen Realität am Ende des 17. Jahrhunderts zu tun. Bei der Gestaltung des Bibliotheksaals ging es dem damaligen Abt Nikolaus Kloos (1756‒1776) nicht um die Verherrlichung seines Namensvetters, sondern um die Darstellung der göttlichen Weisheit, die dem menschlichen Wissen überlegen ist.

 

SERVICE UND INFORMATION

Aufgrund von hohen Inzidenzwerten im Landkreis Biberach ist Kloster Schussenried zurzeit für Besucherinnen und Besucher geschlossen. Aktuelle Informationen veröffentlichen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg auf dem Internetportal und in der Tagespresse.

 

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